Thomas Gropper (*1969 in Braunlage) ist ein deutscher Bariton und Professor für Gesang, Stimmkunde und Gesangsdidaktik an der Hochschule für Musik und Theater München. Auch als Sprecher und Moderator beim Bayerischen Rundfunk (BR) ist er zu hören.
Thomas Gropper verfügt in den Bereichen Gesang und Stimmbildung über einen großen künstlerischen und pädagogischen Erfahrungsschatz. Sein Schwerpunkt liegt auf dem Gebiet von Oratorien, Passionen und Messen, wo er alle bedeutenden Partien für Bass und Bariton als Solist gesungen und bei zahlreichen Rundfunk- und CD-Aufnahmen mitgewirkt hat. Daneben ist Thomas Gropper auch auf dem Gebiet der Oper tätig und war u. a. in Mozart-Opern als Figaro, Don Giovanni, Papageno sowie am Stadttheater Ingolstadt als Don Febeo in Simon Mayrs Che Originali zu hören. 2007 übernahm er die Titelpartie in Monteverdis L’Orfeo bei den Opernfestspielen in der Hersfelder Stiftsruine. Seit 1997 unterrichtet er an der Hochschule für Musik und Theater München, wo er 2001 eine Professur für Gesang, Sprecherziehung und Gesangsdidaktik erhielt. Er studierte Opern- und Konzertgesang sowie Gesangspädagogik an der Hochschule für Musik und Theater München bei Markus Goritzki und bei Dietrich Fischer-Dieskau in Berlin.
Einen wesentlichen Teil von Groppers Arbeit machen Pädagogik und Chorarbeit aus, er war Stimmbildner des Münchner Bachchors und des Münchner Motettenchors und lehrte 10 Jahre an einer renommierten Münchner Schauspielschule. Häufig ist er Dozent bei Fortbildungen und Workshops über Chor- und Stimmarbeit. Daneben erweiterte Thomas Gropper seine künstlerische Palette immer stärker um Chorarbeit und Dirigieren: Seit 2005 leitet er den Kammerchor „Arcis-Vocalisten München“, mit dem er a cappella- und oratorische Literatur aufführt und zahlreiche Konzertreisen unternimmt. Thomas Gropper dirigierte dabei u.a. die Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz, die Vogtlandphilharmonie, das Philharmonische Orchester Bad Reichenhall und die Barockensembles La banda und L'arpa festante u.a. im Herkulessaal und Prinzregententheater München sowie im Brunnenhof der Residenz. Seit 2016 leitet er zudem den Kammerchor Chur in Graubünden/Schweiz.
2010 sang er zum ersten Mal als Solist bei der Birnauer Kantorei und im Frühjahr 2014 wählte ihn der Chor zum Nachfolger von Klaus Reiners.
Ihr Thomas Gropper, künstlerischer Leiter
Von Katharina von Glasenapp
Meersburg/Egling – Sonntagvormittag im großen Saal des Augustinums in Meersburg: aus dem ganzen Bodenseeraum kommen die Sängerinnen und Sänger der Birnauer Kantorei zusammen, klappen Notenständer auf, legen Noten, Bleistift und Wasserflasche bereit. Eine Woche vor dem Konzert gibt es noch einmal eine intensive Auseinandersetzung mit Händels Oratorium „Judas Maccabäus“ und Thomas Gropper, seit einem Jahr der neue Chorleiter der Kantorei, lässt nicht nach, dem Chor Beweglichkeit, schlanke Stimmführung und Überzeugungskraft zu vermitteln. Doch zunächst werden die Stimmen geweckt und aufgewärmt, Vokale und Tonsilben in allen Lagen füllen den Raum, die Männer intonieren ein „bella donna“, bis es hell und geschmeidig klingt und die Damen überzeugt von dieser „Anrede“ sind. Wie jeder gute Chorleiter und Stimmbildner arbeitet Thomas Gropper viel mit Bildern, um Stimme und Körper in Einklang zu bringen und um die Vorstellungskraft seiner Sänger zu wecken. Da „Judas Maccabäus“ auf Englisch gesungen wird und der Chor verschiedene Gruppen verfeindeter Völker repräsentiert, soll jeder und jede wissen, wie die einzelnen Sätze in die Geschichte eingebunden sind. Den bekanntesten Chor „See, the conquering hero comes“, der auch als „Tochter Zion, freue dich“ ins Kirchenliedrepertoire eingegangen ist, lässt Gropper zunächst von den Frauen auf „don, don“ singen, leicht, volksliedhaft, schlank soll es klingen, „ihr habt die Aufgabe, auch die Männer mitzureißen!“. Unermüdlich vermittelt der Dirigent seine Vorstellung, singt Überleitungen, feilt an Koloraturen und Ausdruck, fordert hier einen bestimmten Affekt, dort eine instrumentale Färbung. Es herrscht eine konzentrierte und doch lockere Atmosphäre, beim letzten Durchgang vor der Pause verteilen sich die Sänger im Raum zur „gemischten Aufstellung“ – was bei dem doch merklichen Frauenüberhang ein bisschen schwierig ist. Am kommenden Sonntag ist es so weit, dann musiziert die Birnauer Kantorei zum ersten Mal ein Händel-Oratorium in der Originalsprache mit historischen Instrumenten in der prächtigen Barockkirche: alle sind gespannt, wie das wirkt und wie es vom Publikum angenommen wird.
INTERVIEW
Herr Gropper, vor gut einem Jahr haben Sie die Leitung der Birnauer Kantorei von Klaus Reiners übernommen, der den Chor gegründet und über Jahrzehnte geleitet hatte. Wie war der Übergang?
Thomas Gropper: Es hat sich sehr schön angelassen, der Chor ist offen, neugierig, zeigt ein wohlwollendes Interesse und es herrscht ein freundschaftlich-herzliches Verhältnis. Ich fühle mich wohl, menschlich wie musikalisch, nach den ersten gemeinsamen Konzerten sind wir auch schon zusammengewachsen.
Gab es denn viel Wechsel in der Besetzung?
Thomas Gropper: Die Größe des Chores ist ungefähr gleich geblieben, ein paar sind ausgeschieden und es gibt ein paar neue Mitglieder in allen Stimmen. Mir ist nicht bang, denn Klaus Reiners hat ja über Jahrzehnte viel aufgebaut, auf dem ich weitermachen kann. Ich komme ja nicht mit unerreichbaren Ideen und möchte auch nicht das Rad neu erfinden, aber ich möchte den Chor fordern und ihm eine eigene Handschrift geben.
Ich habe den Eindruck, dass sich der Chor optisch und im Klang verjüngt hat…
Thomas Gropper: Das stimmt wahrscheinlich, wobei ich einen hohen Respekt vor Klaus Reiners und seiner Stimmbildnerin, Frau Geismann habe. Aber Stimmbildung und Chorleitung liegen jetzt bei mir in einer Hand, ich übe jeweils vor der Tuttiprobe mit einer Stimmgruppe allein, da lernt man die Stimmen gut kennen, und manche kommen auch zur Einzelstimmbildung. Nur wegen zwei Stunden Chorprobe wäre die Fahrt von München her auch nicht sinnvoll. Ich bin ja über die chorische Stimmbildung zur Chorleitung gekommen und merke, wie schön es ist, etwas aufzubauen.
Sie sind Sänger, Stimmbildner und Chorleiter, wie gewichten Sie da?
Thomas Gropper: Der Sologesang ist nach wie vor das Wichtigste, da singe ich hauptsächlich Oratorien. Aber für mich ist es sehr reizvoll, ein Werk wie die Matthäuspassion, das Weihnachtsoratorium oder jetzt Händel nicht nur aus der Sicht des Bass-Solisten zu sehen, sondern auch die andere Seite kennenzulernen und den gesamten Bogen eines Werks herauszuarbeiten. Das Chorleiten hat viel Raum gewonnen und ich habe mich beim Heimfahren noch nie gefragt, warum ich das eigentlich mache.
Etwas Unruhe hat es unter den Orchestermitgliedern gegeben, wie gehen Sie damit um?
Thomas Gropper: Das war nicht die Entscheidung gegen ein Orchester (Anm.: der Birnauer Kantorei), sondern die Entscheidung für ein anderes Konzept. Ich bin überzeugt, dass man für jeden Stil ein dafür spezialisiertes Orchester finden kann. Deshalb habe ich für die „Schöpfung“ die Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz engagiert und arbeite jetzt beim Händel-Oratorium mit dem Originalklangorchester „L‘arpa festante“ zusammen. Ein solches Werk an einem solchen Ort zu spielen, da ist der transparente Klang eines Barockorchesters eigentlich heute Standard und ich kann es mir anders gar nicht mehr vorstellen. Dem Chor tut die tiefere Stimmung auch gut, man kann entspannter singen.
Thomas Gropper, geboren 1969 in Braunlage, studierte Gesang und Gesangspädagogik in München. Als Bariton- und Bass-Solist ist er international gefragt, darüber hinaus wirkt er als Stimmbildner, Sprecherzieher und Chorleiter. In München hat er die Arcis-Vokalisten aufgebaut. 2010 sang er zum ersten Mal als Solist bei der Birnauer Kantorei, im vergangenen Herbst wählte ihn der Chor zum Nachfolger von Klaus Reiners. Er lebt mit seiner Familie im Süden von München.
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